Verbeke Foundation
Ich kam unvorbereitet in die Verbeke Foundation. Schon auf dem Parkplatz rauer Charme verfallener Industrie und gleich in der ersten Halle Tierpräparate, ein Schwein mit Sprengstoffgürtel, Robert Devriendt`s Gemäldeserie ‚Birds’, die Porträts toter Vögel zeigen. Ich hätte mich vorbereiten sollen, denke ich und dann, dass es vielleicht auch gut ist, wenn einem mal wieder richtig was um die Ohren gehauen wird. Ich lese das Programmheft nicht und die Texte nicht und stehe in all diesen Arbeiten, die tote, sterbende, konservierte, präparierte Tiere zeigen. Das Unwohlsein ist überwältigend und alle aktuellen Fragen zum Umgang des Menschen mit dem Tier und mit sich selbst stellen sich sofort von ganz alleine.
Im nächsten Raum beginnt Mark Dion´s ‚The Accused’. Mark Dion ist obsessiver Sammler von naturkundlichen Museumsbeständen. ‚The Accused’ zeigt Tierpräparate, wie ich sie aus Naturkundemuseen kenne. Aber in einer solchen Fülle und derart arrangiert, dass sich auch hier der Blick auf Bekanntes verschiebt. Ist das alles einst im Dienste der Wissenschaft entstanden? In dem Moment, in dem Kunst die Grenze aufzeigt zwischen dem angeblich Notwendigen und dem Manischen, stellt sie auch die Definition des Notwendigen in Frage.
Im Aussenbereich der Verbeke Foundation befindet sich eine Vielzahl von Installationen und Skulpturen, die zunehmend vereinnahmt und überwuchert werden von der Natur. Es liegt im Wesen dieser Ausstellung, dass es unklar bleibt, ob das so gewünscht ist oder die Folge von knappen finanziellen Mitteln. Unsere Vorstellung von Kunstausstellungen ist so von Ordnung geprägt, dass es leicht ist, sie zu irritieren. Das tut dieser Ort und stellt damit auch Fragen zur Kunst und zum Kunstbetrieb. Und natürlich beantwortet er diese Fragen nicht, denn damit hätte er ja alles falsch gemacht. Also ist man ein mündiger Besucher, beantwortet sich die Fragen selber oder stellt sie neu. Viele habe ich auch mit nach Hause genommen. Der Ort in all seiner Widersprüchlichkeit hallt lange nach. Bis heute.
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